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Forschungsergebnisse

Transformative

Bildlichkeit

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2019 bis 2024 geförderte Netzwerk ist ein transdisziplinärer Zusammenschluss von Kolleg:innen aus der Soziologie, der (historischen) Erziehungswissenschaft sowie der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Ziel ist es, die verschiedenen Relationen von Bildlichkeit und Gesellschaft aus transdisziplinärer Perspektive systematisch zu beschreiben.

Der Fokus liegt auf drei theoretischen Transformationen:

Synästhetik

Es wird für eine Rückbesinnung auf die Affektivität von Bildern bei ihrer Wahrnehmung plädiert, die nicht im Sehsinn aufgeht, sondern weitere Sinne (etwa Hören, Fühlen) einschließt.

Imaginäres

Hier geht es um das Wechselverhältnis von Bild, Medialität und Potenzialität als wesentlicher Wirkungszusammenhang.

Macht

Unter diesem Begriff wird die Wirkmacht der Bildlichkeit als konstitutiver Teil von Machtverhältnissen in sozialen Kontexten verstanden und analysiert.

Die Arbeit im Netzwerk konzentrierte sich zunehmend auf Macht und Imagination im Kontext des Fotografischen sowie Multimedialität im Kontext digitaler sozialer Medien. Das hängt mit der Bilderpräsenz in der Gesellschaft im Projektzeitraum zusammen und entspricht auch darüber hinaus den Ausdrucks- und Erscheinungsformen des Bildlichen. Die kollegiale Zusammenarbeit zum Zusammenhang von Bildlichkeit und Gesellschaft wird in unterschiedlichen Konstellationen fortgesetzt.

Transformative Bildlichkeit [ Rahmentext ]

Transformative Visuality [ Introduction ]

DE

EN

Bilder bilden gesellschaftliche Realitäten nicht einfach ab, sondern können auf diese auch verändernd einwirken – dies gilt mittlerweile als selbstverständlich. Die Frage nach dem Einfluss und der Wirkung von Bildern wird nicht nur in regelmäßig wiederkehrenden öffentlichen Debatten gestellt, die durch politische Anlässe wie die Rolle von Fotografien in der Kriegsberichterstattung, den Betrug durch gefälschte Bildbeweise oder die neuen Möglichkeiten von KI-generierten Deep Fakes ausgelöst werden. Auch der ständige Umgang mit Bildern im Alltag macht deutlich, wie stark soziale und bildliche Wirklichkeiten miteinander interagieren. Dies gilt heute wohl mehr denn je, auch wenn Bilder historisch gesehen schon immer ein wesentlicher Bestandteil sozialen Handelns und auch gesellschaftlicher Auseinandersetzungen wie Verständigung waren.

Da Bilder soziale Wirklichkeiten mit hervorbringen, können sie diese sowohl stabilisierend, transformierend und destruierend wirken. Gerade in gesellschaftlichen Umbruchs- und Krisenphasen scheinen Bilder besonders virulent zu sein: In ihnen werden neue (und alte) Bilder ins Spiel gebracht. Insofern bestimmen Bilderden Verlauf gesellschaftlicher Transformationen und Konsolidierungen entscheidend mit und wandeln sich dabei zugleich. Sie können gesellschaftliche und politische Erinnerungskulturen prägen, aber auch individuelle Vorstellungen – von der eigenen Person von Körper, Geschlecht, Familie, Zugehörigkeiten usw. und entsprechenden Erinnerungen daran.

Bildproduktion und -kommunikation können dabei einerseits symmetrisch-partizipativ praktiziert werden Andererseits sind sie immer eingebettet in politische und soziale Machtdynamiken, einschließlich der Aushandlungen von Sichtbarkeit, die hierarchisierende soziale Ordnungen konstituieren und innerhalb derer wirksam sind. Bezogen sind diese auf Geschlecht, Generation, Klasse, Milieu, rassistische und kulturelle Differenzierungen usw. aber auch auf (technische) Zugangsmöglichkeiten oder algorithmische Logiken. Potentiell sind Bilder stets in der Lage zu irritieren, zu affizieren, zu bewegen, zu ordnen und zu stabilisieren und somit auf ihre Weise zu gesellschaftlichen Transformationsprozessen beizutragen.

Unsere Forschungsnetzwerk interessiert sich gerade für diesen Zusammenhang von Bild, Gesellschaft und Transformation, kurz: für Bilder als wirklichkeitskonstituierend in gesellschaftlichen Transformationsprozessen. Dabei fragen wir danach, in welcher Art und Weise Bilder jeweils soziale Wirklichkeiten mit konstituieren und dadurch zu gesellschaftlichen Transformationsprozessen beitragen, etwa mittels ihrer ikonischen Eigenlogik, ihres besonderen Affizierungs-, Identifikations- und Projektionspotentials.

Was verstehen wir unter ‚Bildlichkeit‘? Unter diesem Oberbegriff fassen wir verschiedene Erscheinungsformen und Zusammenhänge: von einzelnen Bildern, über interbildliche Bezüge bis hin zu Prozessen der Verbildlichung. Ein Bild stellt zunächst eine Entität für sich dar. Es ist begrenzt und komponiert, gegebenenfalls auch gerahmt. Darüber hinaus treten Bilder in den unterschiedlichsten konkreten Formen auf, die in ihrer Vielfalt einbezogen werden: von der Zeichnung, der wissenschaftlichen, erkenntnisgenerierenden Grafik, dem Gemälde oder Plakat bis hin zu Fotografien, Filmen, KI-generierten Bildern oder Bildern in Social Media. Mit diesen Erscheinungsformen des Bildlichen und ihrer unterschiedlichen Medialität gehen spezifische Bildpraktiken einher, wie sie im Begriff des Bildens noch einmal aufscheinen: das Feld der Produktion mit seinen technischen Voraussetzungen, die Bilder verändern oder überhaupt erst ermöglichen, die Bilddistribution, die wiederum an Techniken gebunden ist, sowie die Rezeption und Wirkung von Bildern.

Entscheidend für die Anlage unserer Forschungen ist zudem, dass diese unterschiedlichen Bildformen in ihrer Medialität und den damit verbundenen Bildpraktiken nicht nur für sich existieren, sondern aufeinander Bezug nehmen und miteinander interagieren. In der Kombination unterschiedlicher Bildformen und -medien entstehen gesellschaftliche Wahrnehmungen und Vorstellungen. Bildmedien sind in gesellschaftliche Kontexte eingebettet und entstehen aus ihnen, auch wenn Bilder grundsätzlich Wirkmächtigkeit in neuen Kontexten entfalten können. Dabei ist die Trennung von Bild und gesellschaftlichem Kontext nur als heuristische Differenz anzusetzen.

Neben die Frage nach der konstitutiven Wirkung von Bildern und ihrem Beitrag zu gesellschaftlichen Transformationen tritt die nach ihrer je spezifischen Form, ggf. ihrer Materialität, Medialität, technischen Voraussetzungen usw. sowie die Analyse interbildlicher und intermedialer Bezüge und Wirkungen. Die Komplexität dieser Phänomene erfordert einen interdisziplinären Forschungszugang. Aus der interdisziplinären Kollaboration und wechselseitigen Erweiterung der Perspektiven geht auch die folgende Konstellation von Texten hervor.

Not only do images depict social realities, they can also have a transformative effect on them – a fact that is now taken for granted. The question of the influence and impact of images is raised in regular public debates triggered by political events and includes the role of photographs in war reporting, fraud through fake imagery and the new possibilities of AI-generated deep fakes. The constant use of images in everyday life also highlights how strongly social and pictorial realities interact with each other. This is probably truer today than ever before, even though, historically, images have always been an essential component of social action and social interactions such as communication.

Since images contribute to social realities, they can have a stabilizing, transforming, and destructive effect on them. Images seem to be particularly virulent in phases of social upheaval and crisis, with both new and old images being brought into play at such times. In this respect, images play a decisive role in determining the course of social transformations and consolidations and change at the same time. They can shape social and political cultures of remembrance, but also individual ideas – of one’s own body, gender, family, affiliations, etc. as well as the corresponding memories of them.

On the one hand, image production and communication can be practiced symmetrically and participatively. On the other hand, they are always embedded in political and social power dynamics, including the negotiation of visibility, which constitute hierarchizing social orders and are effective within them. These are related to gender, generation, class, milieu, racial and cultural differentiations, etc., but also to (technical) access options and algorithmic logics. Potentially, images are always able to irritate, affect, move, organize, and stabilize and thus contribute in their own way to social transformation processes.

Our research network is interested in this connection between image, society and transformation, in short in images constituting reality in social transformation processes. In examining them, we ask in what way images co-constitute social realities and thus contribute to social transformation processes, for example by means of their iconic logic or their specific potential for affecting, identifying and projecting.

What do we mean by ‘visuality’? Under this umbrella term we encompass various manifestations and contexts: from individual images to inter-image references to processes of visualization. An image initially represents an entity in itself. It is limited and composed, possibly also framed. In addition, images appear in a wide variety of concrete forms, ranging from drawings, paintings, posters and scientific, knowledge-generating graphics to photographs, films, AI-generated images and images on social media. These manifestations of the pictorial and their different medialities are accompanied by specific pictorial practices, as reflected in the concept of image-making: the field of production with its technical prerequisites that change images or make them possible in the first place, the distribution of images, which in turn is tied to techniques, as well as the reception and effect of images.

It is also crucial for our approach to research that these different image forms not only exist in their mediality and the associated image practices, but also refer to and interact with each other. The combination of different image forms and media gives rise to social perceptions and ideas. Visual media are embedded in social contexts and emerge from them, even if, in principle, the impact of images can unfold in new contexts. The separation of image and social context can only be seen as a heuristic difference.

In addition to the question of the constitutive effect of images and their contribution to social transformations, there is also the question of their specific form, possibly their materiality, mediality, technical prerequisites, etc., as well as the analysis of inter-image and intermedial references and effects. The complexity of these phenomena requires an interdisciplinary approach to research. The following collection of texts is also the result of interdisciplinary collaboration and the reciprocal expansion of perspectives.

Kontakt

Hochschule Magdeburg-Stendal
Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften
Prof. Dr. Claudia Dreke
Osterburger Straße 25
39576 Stendal

claudia.dreke[at]h2.de

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